Juni 2007: Urlaub in St.Helier auf Jersey (C.I.)

Im Juni 2007 erfüllten wir uns einen unserer langgehegten Träume: eine Urlaubsreise auf die Kanalinseln (Channel Islands - C.I.). Ein ursprünglich geplanter Urlaub an der Ostsee (wieder wie in den Jahren 2005 und 2006 in Binz auf Rügen) hatte sich nach Informationen in den Preislisten der in Frage kommenden Hotels von selbst erledigt: eine Preiserhöhung von 20-25% (!) gegenüber dem Vorjahresangebot war für uns nicht akzeptabel, so dass die Urlaubswoche auf Jersey (in der Regel als sehr teuer verschrien...) incl. Fährüberfahrt von St. Malo sich im Vergleich zu Binz als regelrechtes Sonderangebot erwies!

Die Britischen Inseln üben von je her eine fast magische Anziehungskraft auf uns aus, und wir verbrachten ja auch schon einige Urlaube dort: 1994 und 1997 in Wales, 2001 in Schottland. Die Kanalinseln sind nun noch etwas ausgefallener als die eben genannten Urlaubsziele in GB, aber da wir in der Regel nur selten "mainstream-Urlaub" machen, sondern es eher individuell lieben, passt das ganz ausgezeichnet.

Ich möchte jetzt nicht die in allen Reiseführern erwähnten Sätze von Victor Hugo bemühen ("Die Kanalinseln sind ein Stück Frankreich, das ins Meer gefallen ist und von England wieder aufgesammelt wurde..."), aber doch einen kurzen Ausflug in die Geschichte dieser Inselgruppe unternehmen, denn die Informationen hierzulande darüber sind sehr dünn gesät.

Die Kanalinseln (auch Normannische Inseln genannt) liegen im Ärmelkanal, allerdings viel näher an Frankreich als an Grossbritannien.


(Bildquelle: Wikipedia.org - public domain)

Im Mittelalter gehörten sie zur Normandie, fielen aber dann der britischen Krone zu. Sie geniessen auch heute noch einen Sonderstatus, da sie weder zum Britischen Königreich gehören noch als Kronkolonie von ihm regiert werden. Sie haben eigene Regierungen, eigene Banknoten und Münzen, eigene Briefmarken, eigene Gesetze, vor allem: eigene STEUER-Gesetze, gehören als Staat nicht zur EU, aber zu deren Zollgebiet. Neben den größeren (und bekannteren) Inseln wie Jersey, Guernsey, Alderney, Herm und Sark gibt es noch einige kleinere z.T. unbewohnte: Brecqhou, Burhou, Casquets, Jethou, Lihou, Minquiers und Ecréhous.

Im Zweiten Weltkrieg - im Anschluss an die Okkupation Frankreichs - eroberten deutsche Truppen im Juni 1940 die Inseln, nachdem sie von der britischen Regierung demilitarisiert und damit quasi "aufgegeben" wurden, und bauten sie in einer wahnwitzigen Aktion mit Millionen Kubikmetern Beton zu wahren Festungen mit unzähligen Flak-Stellungen, Munitionsbunkern und einem unterirdischen Krankenhaus aus. Für Hitler hatten dieses kleine Fleckchen "England" - nunmehr unter deutscher Herrschaft - offenbar eine ganz herausragende Bedeutung...

Die deutsche Besetzung dauerte bis zum 09.05.1945, als die Inseln dann endlich von der Zwangsherrschaft befreit wurden. Dieses Datum wird auch heute noch als "Liberation Day" gefeiert.

Die Lage im Ärmelkanal und damit im wärmenden Golfstrom sowie die oben erwähnten Besonderheiten in der Gesetzgebung sind verantwortlich dafür, dass sich die Inseln insbesondere in der Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zu dem entwickelten, was sie heute sind: ein Tourismus- und Finanzparadies.

Hauptsächlich zieht es Urlauber aus dem Britischen Königreich hierher, ausserdem auch Franzosen und Niederländer, als Deutscher ist man hier eher die Ausnahme. Das hat aber überhaupt nichts damit zu tun, dass man den Deutschen gegenüber wegen der unguten Erfahrungen aus der Zeit der Nazibesatzung noch heute negativ eingestellt wäre, sondern es hängt wohl mehr mit den Haupturlaubsinteressen unserer Landsleute für Mallorca, die Kanaren, Tunesien und die Türkei zusammen. "All-Inclusive" im Ferienclub sucht man hier nämlich absolut vergeblich, und das ist gut so! (Wowereit...).

Wir haben uns unter den Kanalinseln die Insel Jersey ausgesucht: es ist die größte (117 km² Fläche) und auch bevölkerungsreichste (über 90.000 Einwohner) der Inselgruppe.
Interessant ist Jersey für uns deshalb, weil man hier sowohl das pulsierende Leben der Inselhauptstadt St. Helier (knapp 30.000 Einwohner) als auch abgeschiedene Ruhe und lange Wanderungen und Spaziergänge in der tollen Natur geniessen kann. Mit der Insel Jersey verbindet sich für uns auch die Erinnerung an die Fernsehserie "Jim Bergerac ermittelt", die vor über 20 Jahren im DDR-Fernsehen lief. Auf dieser Webseite von Jörg Berlin findet man viele ausgezeichnete Infos dazu.
Wir konnten in Jersey Sgt. Bergeracs Wagen bewundern: er wurde liebevoll aufgearbeitet und wird im Lion Park dem interessierten Publikum gezeigt:

   

Unsere Reisevorbereitungen begannen im Februar/März, und zunächst mit der Wahl eines passenden Hotels. Die von der Fremdenverkehrszentrale Jersey angebotenen Broschüren (auch als PDF von der Webseite herunterzuladen) waren dabei eine große Hilfe. Reiseführer und Landkarten sind natürlich ebenfalls sehr wichtig, sowohl für die Vorbereitung der Reise als auch dann direkt vor Ort. Im örtlichen Buchhandel (z.B. THALIA in Gera) war leider nichts vorrätig (siehe oben: die Kanalinseln sind eben kein Hauptreiseziel der Deutschen...), so dass wir auch hier wiederum erfolgreich bei AMAZON einkauften. Unser üblicher Standard-Reiseführer von Marco Polo enttäuschte uns diesmal etwas mit eher allgemeingehaltenen Informationen - auch die Insider-Tipps sind wohl nicht mehr das, was sie mal waren... ;-) , besser fanden wir die Broschüre von Merian. Einsame Spitze (leider allerdings auch beim Preis...) war wiederum der Baedeker, der durch detaillreiche Beschreibungen aller Reiseziele glänzte, als zusätzliches Highlight mit 3-D-Darstellungen einiger besonderer Sehenswürdigkeiten aufwartete, und auch noch schöne Tourenvorschläge enthielt, die wir zur Grundlage unserer eigenen Inselerkundungen machten.

Das ursprünglich ins Auge gefasste Hotel Somerville in St.Aubin war leider während unseres geplanten Zeitraumes schon ausgebucht, so dass wir uns für das Hotel Apollo in St.Helier entschieden.

Dieses Hotel ist ein 3-Sterne-Hotel, verkehrsgünstig gelegen in der Inselhauptstadt,und - wenn man das Einbahnstrassensystem in St. Helier mit den verschiedenen Ringstrassen erst einmal begriffen hat - auch mit dem PKW problemlos zu erreichen. Nur 3 Minuten Fussweg zur Haupteinkaufsstrasse der Stadt, ca. 8 Minuten bis zum Hafen, und mit dem Auto ist man in spätestens 5 Minuten an der Stadtgrenze von St.Helier angekommen.
Das Hotel hat 85 Zimmer in unterschiedlichen Größen und Ausstattungen, alle mit Bad und WC, Telefon, Fernseher, Fön, Hosenbügler und Wasserkocher zur Tee- bzw. Kaffezubereitung auf dem Zimmer. Weiterhin gibt es ein Restaurant, ein Cafe, eine Cocktail-Bar und die Sportsbar "Boot&Ball".
Der Wellnessbereich des "Apollo" ist für ein Hotel dieser Kategorie sehr gut ausgestattet mit Aussen- und Innenpool, Jacuzzi, Sauna, Solarium und Fitnessraum, all das kann ohne zusätzliche Berechnung (!) täglich benutzt werden. Auch der hoteleigene Parkplatz steht für alle Hausgäste kostenlos (!) zur Verfügung. Das Hotel ist mit Internetzugang via WLAN ausgestattet, der ebenfalls kostenlos (!) zu benutzen ist. Gerade diese letztgenannten Dinge sind es beispielsweise, die einen Urlaub in deutschen Hotels heute zusätzlich verteuern: Parkgebühren von 6-10 EUR/Tag sind keine Seltenheit, Internet am HotSpot von T-Com kostet 2 EUR für eine Viertelstunde, bei den Preisen für Sauna/Solarium usw. kenne ich mich allerdings nicht so aus, aber geschenkt gibts in DL schon lange nichts mehr....

Bis auf eine mitunter recht störende Hellhörigkeit der Zimmer (allerdings nicht zum Nachbarzimmer, sondern zur Etage obendrüber!) war alles zu unserer Zufriedenheit. Sicher gibt es das eine oder andere Detail mit Verbesserungsbedarf, aber wie ich schon in unseren diversen Berichten z.B. über Tschechien schrieb: man darf im Ausland nicht immer alles mit unseren - mitunter sehr perfektionistischen - deutschen Massstäben messen, und im Urlaub sollte man sowieso vieles entspannter sehen.

Das Team an der Rezeption war ausgesprochen freundlich, hilfsbereit und immer um Wohl und Zufriedenheit der Gäste besorgt, dies gilt auch fast uneingeschränkt für die Kellnerinnen und Kellner, die uns im Restaurant beim Frühstück und zweimal beim Abendessen betreuten, ebenso wie für die beiden "Pool Attendants", die Innen- und Aussenpool beaufsichtigten und die Gäste mit Handtüchern, kühlen Getränken usw. versorgten.

Interessanterweise trifft man in diesen Dienstleistungstätigkeiten fast keine Jerseyaner an, diese Jobs werden von Leuten getan, die zum kleineren Teil aus dem "mainland" (also von der "grossen" Insel) und aus Portugal, zum weitaus grösseren Teil aber aus Polen und den baltischen Staaten (Litauen/Lettland/Estland) kommen. Allerdings sprechen ausnahmslos ALLE hervorragendes Englisch, kennen sich bestens aus und können in jeder Situation weiterhelfen. Perfekt!

(Wenn ich oben "fast uneingeschränkt" schreibe, dann kommt mir immer wieder einer der Kellner in den Sinn, der mich ein wenig an die englische Fernsehserie "Fawlty Towers" erinnerte, dort speziell den Kellner Manuel: so lustlos, wie er manchmal zwischen den Gästetischen herumschlurfte... Aber das störte wirklich nicht, sondern trug eher zur Belustigung bei.)

Hier ein paar Bilder vom Hotel (bitte anklicken für größere Darstellung 800x600 Pixel):

   
   
   
   
   
   
   
   



Wie wir schon bei unseren vorherigen Reisen nach Grossbritannien feststellen konnten, ist die Gastronomie der Briten entgegen landläufigen Vorurteilen recht gut: es gab stets etwas schmackhaftes für uns zu essen (und wir sind leider manchmal etwas wählerisch...) !
Da wir im Hotel 'Bed & Breakfast' gebucht hatten (nein, nicht "Frühstück ans Bett" ;-)  sondern Übernachtung mit Frühstück), waren wir bei der Wahl der Lokalität des Abendessens flexibel. Leider hatte unser Hotelrestaurant erst ab 19:00 Uhr fürs Dinner geöffnet, das war für uns etwas spät, deshalb speisten wir dort nur zweimal und suchten und fanden für die anderen Tage sehr gute andere Restaurants/Pubs für den Abend.
Überhaupt muss man sich an die relativ begrenzten Zeiten für die Mahlzeiten erst gewöhnen: Frühstück gab es im Hotel von 07:30 - 09:30 Uhr, Mittagessen (Lunch) von 12:30 - 14:00 Uhr, und Abendessen (Dinner) wie gesagt von 19:00 - 21:00 Uhr. Ausserhalb dieser Zeit hat das Restaurant geschlossen, man kann höchstens im Cafe eine Kleinigkeit bekommen.
Die Öffnungszeiten variieren zwar von Lokal zu Lokal ein wenig, sind auch ein wenig vom Charakter der Gaststätte abhängig, und sonntags gibts auch mal eine Stunde länger Lunch, aber sind im wesentlichen überall so üblich. Vor 18:00 Uhr gibt es nichts zu essen, und die Pubs bieten auch nicht an allen Tagen in der Woche Abendessen an, sondern nur Montag bis Donnerstag bzw. Freitag. Am Wochenende geht man meist ins Restaurant (die feinere, aber auch etwas teurere Adresse), das Pub hat dann nur Getränke im Angebot, manchmal noch einen Knabberteller. Naja, andere Länder, andere Sitten, aber wenn man es weiss, kann man sich ja auch darauf einstellen.

Wir besuchten mehrmals das Pub "The Admiral", das im Stil einer alten Hafenkneipe eingerichtet ist und etwa 3 Gehminuten von unserem Hotel entfernt war (auf dem Bild leider durch die derzeit in St. Helier laufenden Baumassnahmen zur Erneuerung der Gasleitungen etwas schlecht zu erkennen). Urige Atmosphäre, gutes Essen (z.B. "8oz home-made Beef Burger" - ein aus gehacktem Rindfleisch (226,8 g = 8 Unzen) hergestellter saftig gegrillter 'Bratklops' in einem Sesambrötchen - mit diversen Saucen, immer mit Salat und Pommes frites serviert, aber auch frisch belegte Baguettes, fangfrischer Fisch und ähnliche schmackhafte Sachen), dazu etwa 10 verschiedene Sorten Bier vom Fass (!)  - hier hat es uns ausgezeichnet gefallen!
 
 
 
 
 
 
 
 


Ein anderes Pub, in dem man mal zwischendurch eine schnelle Erfrischung nehmen kann und wo man vor allem sehr schön draussen sitzen kann, ist das "Soleil Levant". Auch hier waren wir mehrmals zu Gast.
 
 

Am Wochenende haben wir uns mal "etwas gegönnt" ;-)  und gingen zum Abendessen ins "Lido": eigentlich eine Weinbar, aber man kann hier sehr gut essen, und es ist trotzdem noch relativ preiswert (Abendessen incl. Wein insgesamt 28 £ = 42 € für 2 Personen, das ist in DL in dieser Kategorie auch nicht billiger).

Eine Besonderheit (für uns Mitteleuropäer) möchte ich noch erwähnen: das typische "English Breakfast" (englisches Frühstück). Ja, ich weiss, auch hier scheiden sich wieder mal die Geister, und von "super" bis "bäähh..." reicht die Spanne der Meinungen darüber. Man muss es doch aber erstmal probiert haben, bevor man sich eine Meinung bilden kann, nicht wahr?

In unserem Hotel wurde das full Englisch Breakfast am Buffett quasi "in Reinkultur" angeboten:

- Rührei,
- Spiegelei,
- gebratener Schinken,
- gegrillte Würstchen, Tomaten und Pilze (frische Champignons),
- "baked beans" (im Ofen gebackene weisse Bohnen mit Tomatensauce bzw. Ketchup),
- "black pudding" (gebratene Blutwurst),
- "kippers" (Räucherfisch)
- Ketchup, "mustard" (Senf, farblich etwas gewöhungsbedürftig, aber geschmacklich einwandfrei - scharf !!!), "brown sauce" (ziemlich dickflüssig - wie Ketchup, lt. Aufschrift "würzig-sauer", haben wir nicht getestet)

Am Tisch wurde dazu frischer Toast mit gesalzener Butter sowie Tee bzw. Kaffee (je nach Wunsch) serviert. Auch wieder ein typisches Vorurteil: schätzungsweise zwei Drittel der britischen Gäste in unserem Hotel tranken Kaffee statt Tee zum Frühstück. Und der Kaffee war GUT: wir haben in Deutschland in weitaus höherklassigen Hotels schon viel dünneren Kaffee getrunken... :-)

Weiterhin waren am Buffett verfügbar:
- Pflanzenmargarine (FLORA),
- mehrere Sorten Marmelade (Johannisbeere, Erdbeere), Orangenjam (Vorsicht: etwas bitter!),
- Milchbrötchen und Croissants,
- Joghurt (MÜLLER in english :-) ,
- Schmelzkäse,
- etliche Sorten Müsli (Cornflakes pur bzw. mit Zucker, Kakao, ...),
- frische Jersey-Milch (sehr fetthaltig, aber natürlich auch entsprechend geschmacksintensiv - mmmmhhhh!),
- Obstsalat, diverses frisches Obst (Äpfel, Bananen,...),
- Orangen- und Grapefruitsaft.

Am Wochenende (aber nur dann!) gab es noch honiggebeizten gekochten Schinken (in DL: Farmhouse-Schinken) und Scheibenkäse (war allerdings Schmelzkäse in Scheibenform - 'SCHEIBLETTEN').

Wir fanden das "full English Breakfast" geschmacklich sehr gut, obwohl es eine kleine Umgewöhnung ist, wenn man morgens schon so viele warme Speisen zu sich nimmt. ALLES haben wir zwar auch nicht probiert (weisse Bohnen mögen wir beide nicht, und Fisch zum Frühstück ist auch nicht so ganz unser Geschmack...), aber mit der Auswahl der anderen angebotenen Speisen und Getränke kamen wir sehr gut zurecht und hatten einen guten Start in den Tag. Meist haben wir so 30-45 min lang ausgiebig gefrühstückt, tagsüber gabs dann nur einen kleinen Snack, und das reichte dann bis zum Abendbrot.

Eine Jersey-Besonderheit, die man unbedingt probiert haben muss, ist der Jersey Cream Tea: kalorienmässig natürlich jenseits der Vernunft ;-), aber der Geschmack: einzigartig!

Hier die Beschreibung des Angebots aus Rosie's Tea Shop (Number 8 Market Street, St. Helier, direkt an der Markthalle gelegen):
 

Man bekommt also: ein Kännchen Schwarztee (nach traditioneller Art mit losen Teeblättern zubereitet), ein Kännchen (sehr) heisses Wasser, um den Tee auf die gewünschte Stärke zu regulieren, Milch oder Zitrone - je nach Geschmack - sowie ein Sieb, damit man den Tee unbeschwert "fusselfrei" geniessen kann.
Zum Getränk werden serviert: hausgemachte Kuchenbrötchen mit Rosinen, dazu Jersey Butter (die gelbe Farbe ist NATUR, nicht Beta-Carotin!), Erdbeer-Marmelade, geschlagene Jersey-Sahne (Fettgehalt sicher nahe 100%...) für den Tee bzw. aufs Marmelade-Kuchenbrötchen und ein Stück Fruchtkuchen, der am ehesten mit sehr schwerem Weihnachts-Rosinen-Stollen vergleichbar ist. Auf dem - dafür viel zu kleinen - Bistro-Tisch sieht das dann so aus:
 

Eine äusserst schmackhafte Angelegenheit - ist aber natürlich nichts für jeden Tag! - und das nicht nur aus Kalorien-Sicht, sondern weil es doch etwas Besonderes bleiben sollte!



 
 
Für etwas "überbewertet" halten wir das Pub "Cock&Bottle", welches wohl in jedem Jersey-Reiseführer zu finden ist. Sicher, man sitzt draussen unter den Kastanien sehr nett, aber Speisen und Getränke dort sind für ein Pub doch relativ teuer, und das Besondere erschloss sich uns nicht so richtig.
 
 
Wir waren da lieber gleich nebenan im "The Peirson", dort geht es gemütlicher und etwas volkstümlicher zu, während im "Cock&Bottle" eher die Banker-Yuppies am Cider-Glas nippen - das ist nicht so ganz unsere Wohlfühl-Umgebung. :-)


Als sehr angenehm - besonders im Zusammenhang mit unseren Gaststättenbesuchen - empfanden wir die Tatsache, dass es auf Jersey seit Anfang 2007 verboten ist, in öffentlichen Räumen zu rauchen. Solche Schilder

hängen an den Türen jedes Hotels, jeder Gaststätte, jedes Geschäftes und werden konsequent befolgt: drinnen herrscht absolutes Rauchverbot, und wer rauchen möchte, geht vor die Tür. So einfach ist das auf Jersey!

Und damit das Getränk im Pub während dieser Zeit nicht abgeräumt wird, gibt es diese Schilder, die man ans Glas hängen kann,

so dass das Servicepersonal weiss: "Bitte stehen lassen - bin mal schnell 'ne Kippe rauchen!"

Wenn man dagegen die deutsche Herangehensweise an das Thema "Nichtrauchen" sieht: jedes Bundesland will es anders machen, jedes Dorf hat eigene Bedenken, und dann gibt es wie immer natürlich mindestens 137 typisch deutsche Ausnahmeregelungen vom noch nicht beschlossenen Gesetz, da kann man doch nur verständnislos den Kopf schütteln!

Wir haben nicht gesehen, dass in Jersey auch nur ein Restaurant oder ein Pub pleite gegangen ist, weil seit Jahresbeginn dort nicht mehr geraucht werden darf. In Deutschland ist das eines DER Argumente gegen ein Rauchverbot! Naja, man darf sich seinen Teil denken, WESSEN Interessen hierzulande eine Rolle spielen...

Jedenfalls ist es von unschätzbarem Wert, dass die Kleidung nach einem abendlichen Kneipenbesuch anschliessend nicht im Freien zum Auslüften gelagert werden oder direkt zum Sondermüll ;-) gegeben werden müssen, sondern man sie tatsächlich im Zimmer aufbewahren und sogar am nächsten Abend noch einmal tragen kann!


Nun sind wir aber auf Jersey natürlich nicht nur im Hotel und in Pubs gewesen ;-), sondern haben eine Menge Sehenswürdigkeiten angeschaut, die herrliche Natur genossen und uns auch ein ganzes Stück mit der Geschichte der Insel befasst. Eine unschätzbare Hilfe dabei war diese Faltkarte

die wir direkt bei der Einreise gratis von einer netten Zollbeamtin überreicht bekamen, ein weiteres Exemplar erhielten wir an der Rezeption des Hotels mit umfangreichen Erklärungen. Auf der Vorderseite sind sehr detailliert alle (wirklich alle!) Strassen der Insel dargestellt, die Rückseite zeigt den Stadtplan von St. Helier.
Drumherum sind eine Reihe von Sehenswürdigkeiten und wichtige (natürlich auch kommerzielle) Ausflugsziele erklärt, die wir im grossen und ganzen auch alle "abgearbeitet" haben. Am Ende des Urlaubs sah die Karte dann auch entsprechend "kampferprobt" aus. :-)

Ich hatte mich zwar vorher auch schon mit einigem Kartenmaterial eingedeckt, auch in elektronischer Form, aber leider war für mein Navigationssystem im Octavia keine Jersey-Karte greifbar: weder auf der UK+Irland-CD noch auf der Westeuropa-CD von Travel Pilot DX gibt es digitalisierte Kartendaten für die Kanalinseln (es scheint kein Markt dafür zu existieren). Wir fuhren auf der Kartenanzeige jedenfalls immer im Wasser mitten im Golf von St.Malo herum...


Während unseres Aufenthaltes haben wir die Insel mehrmals umrundet, sind auch kreuz und quer durchs Inselinnere gefahren und haben so trotz der recht übersichtlichen Ausmasse von Jersey immerhin fast 300 km auf der Insel zurückgelegt. Hier ein paar Impressionen von den (nach unserer Meinung) schönsten / wichtigsten / geschichtsträchtigsten Orten:
 
 
La Hougue Bie ist eine über 5.000 Jahre alte Kultstätte aus der Jungsteinzeit. Dieses Ganggrab befindet sich unter einem Hügel, und die beiden Eingänge nach West und Ost sind so angelegt, dass zur Tag- und Nachtgleiche (zweimal im Jahr zum Frühlings- und Herbstanfang) das Licht genau durch diese Öffnung hindurchscheint. Oben auf dem Hügel befindet sich eine Kapelle aus dem Mittelalter.
Leider trägt der Ort auch Spuren jüngerer Geschichte, denn 1942 begannen hier deutsche Truppen mit dem Bau eines Kommandobunkers und einer Reihe von Schützengräben. Neben dem Schaden an der historischen Stätte war auch der unmenschliche Einsatz von einheimischen und ausländischen Zwangsarbeitern zu beklagen, die unter menschenunwürdigen Bedingungen hier campieren mussten und bis zur Entkräftung zur Arbeit gezwungen wurden. Eine umfangreiche Ausstellung informiert über alle Fakten um den historischen Ort.
 

   
   
Das idyllische Gorey liegt an der Ostküste der Insel, über dem Ort thront das Mont Orgueil Castle, welches Jersey seit dem 12.Jahrhundert gegen Angriffe von französicher Seite her verteidigt. Später im 16.Jahrhundert verlor es etwas an Bedeutung, weil das Elisabeth Castle in Süden den moderneren Waffen besser trotzen konnte. Mont Orgueil beherbergt heute ein Museum z.B. mit nachgestellten historischen Szenen. Im rechten unteren Bild dieses Abschnittes sieht man, wo grosse Teile unserer Reisekasse landeten: in Eintrittsgeldern (9 £ = 14,50 EUR, für 2 Erwachsene also 29,00 EUR!)



 
   
   
   
Das Pallot Steam, Motor & General Museum befindet sich im nördlichen Teil der Insel. Der Gründer Don Pallot hat hier eine umfangreiche Sammlung von Dampfmaschinen, Dampfwalzen, Dampforgeln, aber auch eine ganze Reihe historischer Kraftfahrzeuge zusammengetragen. Um das Museumsgelände herum verkehrt zweimal wöchentlich eine (natürlich dampfbetriebene) Eisenbahn, die sich auch Material einer ehemaligen Londoner Vorortbahn und einer Kohlebahn aus Belgien zusammensetzt. Sehr interessant für Technik-Fans!



 
   
   
   
   
   
Eine andere Geschichtsepoche, nämlich die deutsche Okkupation 1940 - 1945 wird im Museum Jersey War Tunnels beleuchtet. Angehörige der "Organisation Todt" (Arbeitsdienst), aber insbesondere Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter aus besetzten Gebieten bauten hier einen umfangreichen unterirdischen Komplex ins Gestein eines Berges. Die "Hohlgangsanlage 8 (Ho 8)", wie das Bauwerk typisch amtsdeutsch bezeichnet wurde, sollte eigentlich als unterirdisches Krankenhaus dienen, bis zur kompletten Fertigstellung ist es aber bis Kriegsende nie gekommen. Seit einigen Jahren befindet sich hier ein Museum, was sich sehr intensiv mit den Jahren der Besetzung der Kanalinseln durch Hitlerdeutschland befasst.

Auch wenn die multimediale Rundumberieselung im Museum nicht unbedingt jedermanns Geschmack ist, so fanden wir doch sehr bemerkenswert, dass die Jerseyaner - trotz der in dieser Zeit erlittenen Verluste und Demütigungen - doch zu einer recht  differenzierten Betrachtung dieser Zeit und der Menschen gekommen sind.
Eben nicht "schwarz-weiss": die Deutschen sind die Bösen, wir sind die Guten, sondern es wurden auch Szenen des täglichen Lebens gezeigt, die so oder so ähnlich während der Besatzung stattgefunden haben: ein einfacher deutscher Soldat kauft Jersey-Kindern ein Eis, junge Mädchen unterhalten sich mit den Soldaten. Daneben steht im Museum eine lebensgrosse Figur eines Wehrmachtssoldaten, und die Frage: "Würdest Du einen deutschen Soldaten nach Hause einladen?" sowie die Ergänzung "Er spricht ein perfektes Englisch und liebt die gleiche Musik wie Du."
Andererseits wurden auch Jersey-Bewohner gezeigt, die offen oder verdeckt Informationen an die Besatzer lieferten, weil sie sich davon einen Vorteil erhofften. Aber so ist das Leben eben: es gibt zwischen Schwarz und Weiss unzählige Grautöne. Übrigens: auch der Film "Spion zwischen zwei Fronten" (mit Romy Schneider; Christopher Plummer, Yul Brynner und Gert Fröbe) spielt anfangs auf Jersey und befasst sich am Rande mit diesem Thema.

Nicht nur die Uhren gingen in dieser Zeit anders (es wurde auf Berliner Zeit - die deutsche Zeitzone - umgestellt), sondern auch der Papierkrieg erreichte nunmehr die Insel, und den Anwohnern kam es manchmal vor, als würden jeden Tag drei neue Gesetze erlassen werden, eines widersprüchlicher als das andere.... Kommt einem das nicht bekannt vor?

Gezeigt werden auch Dokumente des Widerstands, selbstgebaute Radiogeräte (alle anderen Radios waren eingezogen worden), eine Ausstellung zur britischen Agentin Violette Szabo und viele Fotos von der Befreiung der Insel am 09.05.1945.
 
 

Am Eingang erhält jeder Besucher eine Kopie einer Identitätskarte eines früheren Einwohners von Jersey und kann dann im Anschluss an den Rundgang durchs Tunnelsystem im Cafe in der "Joe Miere Collection", einer einmaligen Ausstellung von Fotos aus der Okkupationszeit das Schicksal dieser Person erkunden.
Fazit: eine Besichtigung der War Tunnels sollte man sich nicht entgehen lassen - sehr beeindruckend, in jeder Hinsicht!


Doch die Insel hat nicht nur Geschichtliches zu bieten, sondern wir waren ja auch wegen der Naturschönheiten hier. Eine kleine Rundreise um die Insel soll einige davon zeigen:

Im Norden bei St.Mary findet man an der Küste das Devil's Hole (Teufelsloch). Ein zwischendurch recht steiler Pfad führt hinunter, wo das Meer - je nach Wasserstand - durch eine Felsöffnung seinen Weg in eine kleine Bucht hinein findet.
 

   
   



Ganz in der Nähe gibt es übrigens das einzige Weingut der Insel La Mare Vineyard, dessen Tradition bis ins 16.Jahrhundert zurückreicht. Heute werden hier neben jährlich ca. 40.000 Flaschen Wein vor allem Obstbrände (meist aus Apfel) sowie Sahneliköre produziert. Hmmm!
 
   



Eine weitere Sehenswürdigkeit auf unserem Wege: die Windmühle bei St.Mary. Hier gibt es auch noch eine Goldschmiedewerkstatt mit angeschlossenem Schmuckverkauf, aber da waren uns die Preise zu "günstig". ;-)
 


Die Bucht Greve De Lecq ist eigentlich für die Nordküste recht wenig untypisch, denn Sandstrand kommt hier sonst kaum vor. Dieser Sand hier ist allerdings nicht gelb oder weiss, sondern etwas rötlich gefärbt.
Ein beliebtes Ausflugsziel mit Freiluftgaststätte ist die Wassermühle Le Moulin de Lecq.
 
   



Die nordwestlichste Spitze der Insel Jersey markiert diese Burgruine: Groznez Castle. Bei guter Sicht kann man die
11 Meilen entfernte Insel Sark sowie die 17 Meilen entfernte Insel Guernsey sehen. Auch hier wieder - wie an allen strategisch wichtigen Punkten: ein ehemaliger deutscher Marinepeilturm.
 
   
   



Weiter an der Westküste hinunter kommt man an den langen Sandstrand der St.Quens Bay. Ein Bade- und Surferparadies, aber auch nicht ganz ungefährlich, wie eine Reihe ernster Unfälle in der Vergangenheit zeigten.
 
   



Am südlichen Ende der St.Quens Bay und damit an der Südwestspitze der Insel liegt der Leuchtturm La Corbiere. Er strahlt uns von vielen Postkarten, Kalenderbildern und auch Briefmarken entgegen. Bei Ebbe kann man zu Fuss zum Leuchtturm gelangen, man sollte aber dringend die Zeiten des nächsten Hochwassers im Kopf haben: vor einigen Jahren ist ein Leuchtturmwärter ums Leben gekommen, der einen leichtsinnig in Not geratenen Touristen dort retten wollte...
 
 
   



An der Südküste findet man ausgedehnte Buchten mit feinsandigen Badestränden, die für uns schönste ist die St.Brelade's Bay. Hier ist dann bei schönem Wetter auch entsprechend viel Betrieb, besonders an den Wochenenden.
Wenn man die Vegetation sieht: die Blumen, die Palmen, das üppige Grün, dann meint man immer wieder, irgendwo im Mittelmeer oder noch weiter südlich zu sein, aber nicht irgendwo vor Englands Küste, nicht wahr?
 
   
   



Etwas weiter östlich liegt die kleine Halbinsel Portelet - ebenfalls ein herrliches Flecken Natur, aber natürlich leider auch wieder - wegen der strategischen Lage - mit einigen Bunkern und Marinepeiltürmen auf dem Hügel Noirmont  "verziert".
 
   
   
   
   
   
   


Auf der anderen Seite der St. Aubin's Bay - etwas östlich der Inselhauptstadt St.Helier liegt die Bucht Greve D'Azette. Hier im Südosten sind die Gezeitenunterschiede am größten: bis zu 10 Meter (!) Differenz zwischen Ebbe und Flut lassen erahnen, dass man sich hier nicht zu weit hinauswagen sollte. Bei Ebbe ist das Meer einige Kilometer entfernt, und zwischen Sandstrand und Wasser türmen sich unübersichtliche Klippen auf. Das Wasser kommt aber mit mehr als 10 km/h bei Flut zurück, und da hat man als Mensch zu Fuss über die Klippen keine Chance...
 

An der Südküste weiter Richtung Osten: Green Island und La Hocq. Die hier zu besichtigenden Türme (Martello-Türme) stammen übrigens nicht aus der deutschen Besatzungszeit, sondern wurden fast 100 Jahre früher errichtet, um gegen Angriffe der Franzosen gewappnet zu sein.
 
   
   


Vor La Rocq sind die größten und gefährlichsten Klippenfelder zu finden, und trotzdem sind an diesem Punkt 1781 französische Truppen gelandet, um die Insel zu erobern.
 
   
   

Wir beschliessen die Inselumrundung mit ein paar Impressionen von der Ostküste. Gorey mit Mont Orgueil Castle haben wir ja weiter oben schon gesehen, nun kommen wir zu einem Ort, der uns im Osten am besten gefallen hat: St.Catherine. Die Besonderheit am hiesigen Hafen ist die ca. 800m lange Mole (St.Catherine's Breakwater) mit einem kleinen Leuchtturm an der Spitze, die ursprünglich wegen der militärischen Nutzung des Hafens angelegt worden war. Dieser Zweck ist aber nun weggefallen, so dass die Mole jetzt den Anglern und den Spaziergängern zur Verfügung steht.
An der Mole findet man ein ausgezeichnetes Ausflugslokal St.Catherine's Breakwater Cafe. Hier gibt es den ganzen Tag über von 08:00 Uhr morgens bis spät abends ("early to late") warme und kalte Speisen und Getränke, selbstgemachtes Gebäck und einen grandiosen Blick aufs Meer gratis dazu.

Hier hat überigens ein Fischer in einem ehemaligen deutschen Militärbunker (bzw. einem Munitionslager) eine Steinbuttzucht aufgemacht und beliefert einheimische Gaststätten und Händler.
 
 

   
   
   
   
   


St.Helier ist einen extra Abschnitt wert. Die grösste Stadt der Insel verbreitet ein besonderes Flair: viel hauptstädtisches wohnt ihr inne, aber dazu kommt auch noch etwas maritimes und zum guten Schluss auch noch etwas verträumt-gemütliches. Eine gut abgestimmte Mischung, wie wir meinen. Schaut bitte selbst:
 
 
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   

Aktuelle Webcam-Bilder aus St. Helier (Quelle: Webseite JerseyInsight.com):
 

Allgemein sind die Bewohner von Jersey sehr offen und freundlich, man kommt schnell mit ihnen ins Gespräch, ob auf der Strasse, beim Anstehen am Postschalter, im Pub. Einige freundliche Worte, die in der Regel weit über das hierzulande mittlerweile übliche belanglose Geplänkel hinausgehen, sind dort absolut üblich, und die Einheimischen freuen sich ehrlich, wenn sie dabei auf Gegenliebe stossen. Dabei kommt es überhaupt nicht auf das ausgefeilte "Oxford English" an - viel wichtiger ist, dass sich ein gegenseitiges gutes Gefühl von Aufmerksamkeit, Interesse und auch einer speziellen Art von Offenheit und Vertrautheit einstellt, und das haben wir sehr oft erleben dürfen:
Im Urlaub hat man ja Zeit, und selbst der Kauf eines Souvenirs kann dann schon in eine sehr interessante - aber umfangreichere - Unterhaltung über Herkunft, das Interesse an der Insel und die aktuellen Urlaubserlebnisse "ausufern".Macht Spass!!!

Auf Jersey ist alles sehr sauber, kaum irgendwo findet man Abfall oder ähnliches auf der Strasse, und das Problem "herumliegende Hundeabfälle" scheint auf der Insel nicht zu existieren. Natürlich gibt es auch hier eine Menge Hunde, aber deren Besitzer haben offensichtlich genügend Anstand und Grips, so dass die Hinterlassenschaften der Vierbeiner nicht auf den Wegen landen, sondern unmittelbar und diskret entsorgt werden - spezielle Mülleimer dafür gibt es überall.
(Wenn ich da so an manche deutsche Städte denke: absolutes Negativbeispiel für mich ist hier immer wieder unsere Hauptstadt Berlin, wo man seinen Blick beim Laufen ständig nach unten richten muss, um nicht in einen der Haufen zu treten - einfach eklig!)


Das Autofahren auf der Insel ist kaum mit Problemen verbunden. An den Linksverkehr hatte ich mich wieder schnell gewöhnt, und es geht im Strassenverkehr - wie auch sonst auf Jersey - sehr gesittet und höflich zu. Man besteht nicht unbedingt auf dem Vorfahrtsrecht, die gefahrenen Geschwindigkeiten bewegen sich meist um 30 mph (rd. 50 km/h), da es viele Kurven und oft auch recht enge Fahrbahnen gibt.
Eine Besonderheit sind die sogenannten Green Lanes, die man aber als Autofahrer nur im Ausnahmefall wählen sollte, obwohl ihre Benutzung nur mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf 15 mph (rd. 25 km/h) eingeschränkt wird. Sie sind aber teilweise so eng, dass man bei Gegenverkehr mehrere hundert Meter zurücksetzen muss, um eine Stelle zum Passieren zu finden. Das muss dann nicht sein, wir sind auch auf den "normalen" Strassen immer zum Ziel gekommen und haben die Green Lanes den Radlern überlassen.

Autos mit Linkslenkung sind uns sehr selten auf der Insel begegnet - weniger als 10 Stück auf jeden Fall. Die meisten Touristen - auch die vom Kontinent - nutzen einheimische Mietwagen mit Rechtslenkung, alle grossen Mitwagenfirmen sind auf der Insel vertreten, und auf den Parkplätzen der Touristenattraktionen sind die Mietwagen gegenüber einheimischen Fahrzeugen klar in der Überzahl - sehr einfach zu erkennen am "H" wie "hire" auf dem Nummernschild. Ich komme allerdings mit rechtsgesteuerten Fahrzeugen nicht so besonders gut zurecht, sondern bewege mich auf fremden Terrain lieber mit meinem eigenen Auto, zumal man auf den mitunter engen Strassen im Linksverkehr mit einem linksgesteuerten Wagen viel dichter an den linken Strasserand heranfahren kann als mit Rechtslenkung. Aber das ist - wie so vieles - sicherlich Geschmackssache...


So entspannt die Parkplatzsituation an den Sehenswürdigkeiten ist - überall sind ausreichend kostenlose Parkplätze vorhanden - so prekär ist sie in St. Helier. An Werktagen ist es echt Glückssache, einen Parkplatz in der Stadt zu finden. Es gibt zwar eine ganze Menge Parkplätze, aber eben auch sehr viele Autos, und es gibt auch ein System des Kurzzeitparkens, welches z.B. mit diesen Schildern angezeigt wird:

Diese sogenannten Paycards, die man vorher käuflich erwerben muss (1 Karte = 52p, gibts im 4er, 6er und 10er Pack)

auf denen man Ankunftsdatum und -uhrzeit freirubbeln muss, werden dann gut sichtbar ins Auto gelegt und gestatten  das Parken an der angegebenen Stelle für eine bestimmte Zeit: 2 Stunden, 1 Stunde, 20 min, je nach Menge der vorhandenen Plätze und Citylage. Die Einhaltung dieser Zeiten wird übrigens permanent kontroliert, so dass sich kaum einer traut, die Zeiten zu überziehen.
Zum Glück hatten wir aber unseren (kostenlosen) Hotelparkplatz, so dass wir nur sehr wenige dieser Paycards einsetzen mussten.



Noch ein paar Worte zur An- und Abreise: auf der Hinfahrt habe ich mich komplett nach der vom Navigationssystem vorgeschlagenen schnellsten Route gerichtet. Sie führte uns von Hermsdorf aus über die A4 Richtung Eisenach/Kirchheimer Dreieck, dann ein kurzes Strück über die A7, und weiter die A5 Richtung Frankfurt, weiter dann über Darmstadt, Ludwigshafen nach Saarbrücken und von da etwa 800km quer durch Frankreich. Wir waren gegen 15:30 Uhr zu Hause gestartet, und ziemlich genau um Mitternacht durchquerten wir Paris. Dank Navigationssystem kein Problem, alle Abfahrten gefunden -  ansonsten wäre ich wohl auf dem Pariser Autobahnring bei den vielen Verkehrsschildern "toutes directions" (alle Richtungen) verzweifelt! :-)
Gegen 03:30 Uhr nach etlichen, auch längeren Pausen (reichlich 1.300 km quasi "in einem Ritt" sind schon nicht so ganz ohne, aber ich habe das Glück, relativ schnell auch an ungewöhnlichen Orten schnell einschlafen zu können...) standen wir dann am Fährhafen von St. Malo mit dem guten Gefühl, es erstmal geschafft zu haben und bis zur Abfahrt der Fähre noch einige Stunden Ruhe geniessen zu können. Hier stehen wir dann schon in der Reihe zur Fährauffahrt an, Angela zählt mal, wieviele Insekten wir unterwegs aufgelesen haben.. ;-)

Auf den französischen Autobahnen fährt es sich sehr angenehm: ausgezeichneter Strassenzustand, relativ wenig Verkehr - ausser natürlich um Paris herum. Ich hatte den Tempomat auf 130 km/h (lt. GPS, Tachoanzeige etwa 140 km/h)  eingestellt und konnte so zum Teil jeweils über 100km fahren, ohne jemals Gas oder Bremse betätigt zu haben (klappt in Deutschland kaum mal auf 5 km Autobahnstrecke!).

Diese tolle Sache hat natürlich auch ihren Preis, und der heisst: Autobahnmaut  (französisch: Péage).

Diese wird in unterschiedlicher Form eingetrieben: manchmal sitzen da nette Leute in einem Häuschen mitten auf der Autobahn und kassieren 3,00 ... 5,00 EUR für eine gewisse Strecke, und dann steht dann auch mal ein Automat wie am Parkhaus-Eingang, dort zieht man ein Ticket, was dann nach einer viel längeren Strecke wieder an einem Häuschen kontrolliert und abkassiert wird, dort dann allerdings für Beträge, wo man die Backen aufblasen kann: 25 EUR beispielsweise... In Summe haben wir auf der Hinfahrt reichlich 50 EUR an die diversen französichen Mautbetreiber gezahlt, das war uns dann doch ein wenig happig, so dass wir die Rückfahrt definitiv anders planten.
 
 

Das Fährterminal in St.Malo
Unsere Fähre kommt an
Letzter Blick zurück nach St.Malo...
...und da vorn Jersey: Land in Sicht!

Die Fährüberfahrt verlief problemlos, wir hatten uns für die Schnellfähre entschieden, die die Strecke St.Malo - St.Helier in einer knappen Stunde absolviert, und wir hatten auch die komplette Reise (incl. des Hotels) bei der Fährgesellschaft HD-Ferries gebucht. Ist schon irgendwie ein komisches Gefühl, nur mit einer ausgedruckten E-Mail am Schalter des Fährterminals aufzutauchen und dann darauf zu hoffen, dass alles seinen Gang geht... Aber: ES GING SEINEN GANG, und auch im Hotel wartete alles schon bestens vorbereitet auf uns. Prima!

Auch auf der Rückfahrt gab es keine Zwischenfälle, wenn man einmal von der sehr intensiven Ausreisekontrolle des Jersey-Zoll absieht: ich musste Motorhaube, alle Türen und die Kofferraumklappe am Auto öffnen, ein Zollbeamter untersuchte mit einem Spiegel am Stab die Unterseite unseres Autos, und eine unserer Reisetaschen wurde geröntgt!
(Das haben wir so wohl zuletzt vor etwa 20 Jahren in der DDR erlebt..)
Wie ich dann in der JERSEY EVENING POST gelesen habe, waren an diesem Tag vier Inder verhaftet worden, die in St.Malo dort parkende Autos von Jersey-Touristen ohne deren Wissen als Drogen-Transporter benutzt hatten und dann in Jersey die unten am Wagen angeklebten Sendungen wieder "eingesammelt" haben.
 
 
Das Terminal in St. Helier
Tschüss, Möwe!
Hafenausfahrt
Und jetzt: Fahrthebel nach vorn - alle Kraft voraus! 
(Reisegeschwindigkeit 40 kn = 75 km/h!)

Der Rückweg führte nur zu etwa 400 km über französische Autobahnen, von St.Malo über Le Havre, St. Quentin, dann quer durch Belgien an Liege (Lüttich) vorbei und ab Aachen ein ganzes Stück weiter durch Deutschland über Köln, Siegen, Wetzlar, Giessen und wieder über das Kirchheimer Dreieck gen Heimat - etwa 40 km kürzer als die Anfahrt, aber vor allem: fast 25 EUR Maut gespart, und in Belgien an der Autobahn günstig getankt!

Auf den beiden Kartendarstellungen kann man unseren Weg recht gut verfolgen, dank APRS an Bord, zwar nicht ganz lückenlos, aber es ist halt AMATEUR-Funk und kein kommerzielles System...
 

Anreise 04./05.06.2007
Rückfahrt 13.06.2007

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