Juli 1994: Unser erster Urlaub in Solva/Wales

Die Britischen Inseln hatten uns schon immer fasziniert. Großbritannien ist zwar für Deutsche nicht gerade das Urlaubsparadies im landläufigen Sinne, aber gerade das macht für uns den Reiz aus.

Die üblichen Argumente gegen eine Reise nach Großbritannien: mieses Wetter mit Regen und Nebel, schlechtes Essen, Linksfahren, keine Verständigungsmöglichkeiten, sind zum einen althergebrachte, aber unbegründete Klischees, zum anderen mit ein wenig Entgegenkommen ohne weiteres zu entkräften.

Kurz und gut: während unseres reichlich zweiwöchigen Aufenthaltes hat es nur zweimal geregnet (genauer: einmal nachts und einmal am Vormittag).
Zu Essen gibt es alles, was es bei uns auch gibt, lediglich die Preise im Supermarkt haben eine etwas andere Struktur:
Brot und andere Grundnahrungsmittel sind ziemlich preiswert (wahrscheinlich staatlich subventioniert),
Fleisch und Wurst sind etwas teurer als bei uns,
Tabak und Alkohol sind sehr viel teurer als in Deutschland: kosten in Pfund etwa das gleich wie in DM,
also eine Dose Bier ist für etwa 1 Pfund zu haben (1994 waren das etwa 2,40 DM).
Zigaretten (b)raucht von uns keiner, und somit war auch diese Sache vom Tisch.

An das Linksfahren gewöhnt man sich relativ schnell. Lediglich beim Wegfahren von einem Parkplatz etc. muss man sich oft daran erinnern (oder vom Beifahrer erinnern lassen...), dass hier der Verkehr auf der anderen Strassenseite stattfindet. :-)
Die meisten grösseren Kreuzungen sind mittels Kreisverkehr geregelt (gab es zu dieser Zeit in Deutschland noch nicht so oft), was natürlich den Vorteil hat, dass man nur auf eine Fahrtrichtung aufpassen muss, aus der andere Fahrzeuge kommen können. Und wenn man mit dem eigenen Fahrzeug (also Linkslenker im Linksverkehr) unterwegs ist, hat man auf den teilweise engen Waliser Strassen und Hohlwegen den Vorteil, dass man viel näher an den linken Strassenrand beim Ausweichen heranfahren kann als mit einem rechtsgelenkten Wagen. Im übrigen läuft der Verkehr wesentlich ruhiger, gesitteter und höflicher ab als hierzulande. Man bedankt sich beim anderen Autofahrer für das Passierenlassen an engen Stellen, man besteht nicht auf seinem Vorfahrtsrecht, man lässt anderen den Vortritt usw.
Auf den Autobahnen ist die Geschwindigkeit auf  70 mph (112 km/h) begrenzt, und man hält sich auch im wesentlichen daran. Sollte man auf der Autobahn beim Überholen einmal nicht so schnell vom Fleck kommen und hinter einem nähert sich ein grösseres und schnelleres Fahrzeug, dann gibt dieser nicht schon von weitem Lichtsignale von sich, sondern bleibt gesittet  dahinter und überholt, wenn die Bahn wieder frei ist. Ja, auch BMW-Fahrer können das in Grossbritannien... ;-)

Und die Verständigung mit den Einheimischen ist bei etwas gutem Willen auch mit Schulkenntnissen der englischen Sprache eigentlich kein Problem: wenn die Leute merken, dass man sich bemüht, dann kommen sie einem auch entgegen, sprechen langsamer und bemühen sich um "school english". Man darf natürlich auch nicht erwarten, dass man überall Auskünfte in seiner Muttersprache erhält, wie das leider bei deutschen Touristen oft der Fall ist, die ihr Gegenüber erstmal in (im schlimmsten Falle gebrochenem) Deutsch ansprechen: "Du haben BILD-Zeitung ? Nix verstehen, hä?" :-(((

Alles in allem sind die Briten sehr gastfreundlich, allseitig interessiert und informiert. Trotz der Insellage schauen sie für meine Begriffe mehr über den Tellerrand hinaus als wir hier in Mitteleuropa...

Soviel erstmal dazu, nun aber zu einigen Eindrücken von unserer Reise.
Für den Transfer wählten wir aus Einfachheitsgründen - weil uns diese Linie bekannt war - die Reedereigesellschaft Scandinavian Seaways, heute unter DFDS firmierend. Im Zweitage-Rhythmus fuhr eine Fähre von Hamburg nach Harwich. Abfahrt war 15:30 in Hamburg, Ankunft am nächsten Tage 09:00 Uhr Britischer Zeit in Harwich.
Einige Tage vor Abfahrt erhielten wir einen Anruf der Reederei, dass die Abfahrt aus technischen Gründen um 18:00 in Cuxhaven beginnt. Dafür erhielten wir als Entschädigung 50,- DM auf dem Schiff ausgezahlt, die wir dann gleich abends an der Bar umsetzten. :-)
Leider hatten wir für die Hinfahrt keine Kabine mehr buchen können und mussten die Nacht in den sogenannten Schlafsesseln verbringen. Das sind ähnliche Sitze wie im Bus oder Flugzeug, in kleineren (ca. 25 Plätze) oder grösseren (ca. 60 Plätze) Räumen. Naja, von Schlafen kann da keine Rede sein: maximal "ruhen" kann man unter diesen Bedingungen - zumal mit zwei sehr munteren Kindern (Marcus sowie unser Neffe Rico Rosenkranz, dem wir diesen Urlaub zur Konfirmation schenkten).

Aber wir haben es überstanden und kamen am nächsten Morgen pünktlich in Harwich an. Nun standen noch etwa 500 km Fahrt vor uns: zuerst auf der Landstrasse, dann über den Londoner Autobahnring (sehr interessant: an einem Autobahnkreuz lief der Verkehr in 3 Ebenen übereinander !) und schliesslich die M4 Richtung Westen bis zum Autobahnende in der Nähe von Swansea, dann wieder Landstrasse A40/A487 bis fast an die westlichste Spitze von Wales: Solva.

Zu der Unterkunft sind wir - wie sehr oft in den letzten Jahren, und immer zur vollsten Zufriedenheit! - über den Amateurfunk gekommen: in der Clubzeitschrift der deutschen Amateurfunker cq-DL stand einige Male eine Annonce über Ferienhäuser in Wales. Daraufhin habe ich mich an Michael Probert, GW4HXO, gewandt und eine Menge Infomaterial erhalten. Wir überlegten nicht lange und buchten 2 Wochen Ferien im Ferienhaus "Skokholm" in Ynys Dawel (walisisch: stille Insel).

Die Ferienhäuser sind sehr geräumig und bieten ausreichend Platz für 6 Personen. Ein grosses Wohnzimmer, eine fast ebenso grosse Küche mit Esstisch, 3 Schlafzimmer mit 6 Betten (davon 1 Doppelstockbett), Bad mit Dusche, Badewanne und Toilette sowie ein zusätzlicher Raum mit Toilette, Terasse, Liegewiese usw., dazu eine komplette Ausstattung (Farbfernseher, Küche mit Waschmaschine und Wäschetrockner), Ruhe und ein herrlicher Blick aufs Meer:

Also alles, was man im Urlaub brauchen könnte. Hier gibts ein paar mehr Informationen über die Ferienhäuser.

Auch das Hobby Amateurfunk kam nicht zu kurz: Michael half mit Antennen aus, so dass ich lediglich mein Funkgerät anschliessen musste.

Während der nächsten zwei Wochen erkundeten wir die nähere und weitere Umgebung, schauten uns alte Schlösser an, machten einen Ausflug in einen Freizeitpark, badeten im Meer, kurzum: wir liessen es uns gut gehen. Leider ist aber gerade der schönste Urlaub sehr schnell zu Ende... Aber ein paar Bilder als Erinnerung bleiben uns doch, ausserdem besuchten wir Solva 3 Jahre später im Jahr 1997 wieder.


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