Wir hatten den diesjährigen Kuraufenthalt bereits am Ende unserer letzten Kur im November 2003 gebucht, um diesmal ein „Zuspätkommen“ zu vermeiden. Die 2004er Preisliste lag uns bereits vor (mit den auch hier üblichen „Preisanpassungen“ von Jahr zu Jahr...), und wir buchten wie in den Vorjahren pauschale Kurprogramme. Diese bieten bei einem vorteilhaften Preis-Leistungs-Verhältnis eine breite Palette von Kuranwendungen. Wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht - sowohl im Centralni Lazne als auch im Nove Lazne - und jeder hatte sich auch diesmal nach Geschmack und Indikation sein Kurprogramm ausgewählt.
Angela hat aufgrund ihrer beruflichen Belastung mit Verspannungen im Nacken und Rücken zu kämpfen, deshalb (und auch wegen einer Unverträglichkeitsreaktion bereits 1999) tauschte sie bisher immer die in ihrem Kurprogramm enthaltenen „Trockenen Gasbäder“ gegen „Gasinjektionen“ aus. In den vergangenen Jahren gab es mit diesem Tausch keine Probleme, er wurde im Gegenteil sogar von einem behandelnden Arzt angeordnet.
Leider nicht so in diesem Jahr: der behandelnde Arzt ging leider überhaupt nicht auf diesen Wunsch ein. Unser Hinweis, dass das in der Vergangenheit nie ein Problem war und auch für die Kurbetriebsgesellschaft kein Verlust entsteht - die Gasinjektionen sind sogar noch geringfügig preiswerter - wurde damit abgetan, dass bei den pauschalen Kurprogrammen kein Tausch von Anwendungen möglich sei und wir doch lieber auf die „Klassische komplexe Heilkur“ umbuchen sollen, da ginge so etwas !
Naja, wir waren jedenfalls erstmal bedient. Wir
fragten an der Rezeption nach, warum diesmal solche Sachen ein Problem
darstellen sollten, die in der Vergangenheit nie ein Thema waren. Die junge
Dame konnte uns aber auch nicht weiterhelfen - Umbuchen während eines
bereits begonnenen Kuraufenthaltes ist auch nicht so einfach - und verwies
uns wegen der Angelegenheit an die Schwester und den behandelnden Arzt.
Da ich bei der Durchsicht meines Behandlungsplanes
festgestellt hatte, dass in der zweiten Woche das „Bad in der Königskabine“
(zufällig eine der kostenintensivsten Anwendungen - ca. 700 CZK...)
vergessen wurde, musste ich eh noch einmal zur Schwester, um dies nachtragen
zu lassen. Auf meine Frage nach der Möglichkeit zum Tausch von Anwendungen
schüttelte sie sofort den Kopf und sagte, das könne nur der Arzt
entscheiden. Die Meinung des Arztes dazu kannten wir ja aber nun schon...
Wir waren schon fast soweit, die nicht gewünschten und gegen Nackenverspannungen auch mit Sicherheit nicht hilfreichen „Trockenen Gasbäder“ verfallen zu lassen. Aber wir beschlossen, es trotzdem noch einmal bei unserem behandelnden Arzt zu versuchen, auch wenn wir - ehrlich gesagt - wenig Hoffnung hatten.
Beim Warten vor dem Sprechzimmer lief uns der Chefarzt Dr. Pavel Knara über den Weg. Wir baten ihn um ein kurzes Gespräch und erläuterten unser Problem, wiesen auch darauf hin, dass vor fünf Monaten bei unserem letzten Kuraufenthalt der von uns gewünschte Tausch völlig unproblematisch realisiert werden konnte und dass er selbst im Jahr 2001 als unser behandelnder Arzt dies auch so gemacht hat.
Er erklärte uns, dass die Anweisung an die Ärzte, keinen Tausch von Anwendungen bei pauschalen Kurprogrammen mehr durchzuführen, von ihm stamme, da es in der Vergangenheit gehäuft vorgekommen war, dass Patienten das kostengünstigste Pauschalangebot gebucht hatten, dann aber vom Arzt diese und jene wesentlich teurere Anwendung ins Programm aufgenommen haben wollten, ohne zuzuzahlen. Wir erklärten ihm, dass das in unserem Fall nicht zutrifft, sondern vielmehr die Kurbetriebsgesellschaft je Anwendung einen Vorteil von 10 CZK hat, und ausserdem medizinische Gründe - die oben beschriebene Unverträglichkeitsreaktion auf der Haut - für den Tausch vorlägen, die in der Vergangenheit problemlos akzeptiert wurden.
Naja, der Chefarzt liess sich letztendlich überzeugen und ging zu unserem behandelnden Arzt, vielleicht, weil wir trotz unseres - für Marienbader Verhältnisse fast jugendlichen ;-) - Lebensalters schon zu den Stammgästen im Nove Lazne zählen, vielleicht auch, weil ich gegenüber der Dame an der Rezeption offen meine Verärgerung über die Probleme kundgetan und angekündigt hatte, dass dies dann wohl unser letzter Aufenthalt in ihrem Hause sein würde. Wer weiss...
Wir sind sonst eigentlich vom Typ her nicht unbedingt
die Leute, die die sprichwörtliche „Fliege an der Wand“ stört
und die sich wegen jeder Kleinigkeit gleich beim Hotelmanager oder Chefarzt
beschweren müssen. Viele Sachen sehen wir ja auch ein, und die Ausnutzung
der Gutmütigkeit des Arztes zu Ungunsten der Kurbetriebsgesellschaft
finden wir auch nicht fair.
Aber irgendwie konnten wir uns nicht anders helfen,
als den Chefarzt auf unser Problem aufmerksam zu machen, und ausserdem
hat ja keiner einen Schaden, sondern jeder nur Nutzen aus dieser kleinen
Mühe mitgenommen.
Der Rest ist schnell erzählt: unser Arzt tauschte - nunmehr auf Anweisung seines Chef - die Behandlungen aus, und alle waren irgendwie zufrieden:
- wir, weil Angela jetzt die Anwendungen bekam, die ihr WIRKLICH helfen,
- der behandelnde Arzt, weil er nicht entgegen der Anweisung des Chefarztes handeln musste,
- der Chefarzt, weil er Stammgäste eventuell für weitere Jahre an sein Kurhaus binden konnte.
Trotzdem bleibt natürlich immer noch ein leichter
bitterer Nachgeschmack, da bei gleicher Ausgangssituation bisher nie ein
solches Problem aufgetreten war.
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